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„Ein lauter Knall beendete mein Rennen….“, die Rede ist hier nicht von einem geplatzten Reifen, sondern von einem Riss der Achillessehne, der Sportlerträume Knall auf Fall platzen lässt. Welche Verletzungen können an der durchschnittlich 10-12 cm langen Sehne, die als gemeinsame Endstrecke des dreiköpfigen Wadenmuskels (M.triceps surae) am Entenschnabelfortsatz des Fersenbeins ansetzt, auftreten? Wie beugt man Beschwerden vor und wie behandelt man Verletzungen?

Funktion:

Bei der Kontraktion – der Anspannung – des dreiköpfigen Wadenmuskels, der aus dem tief liegenden Schollenmuskel (M. Soleus) und dem durch die Haut gut sichtbaren zweiköpfigen M. Gastrocnemius besteht, wird das Fersenbein nach oben gezogen, wie etwa beim Zehenspitzenstand oder dem Abdruck beim Laufen oder Gehen.

Die Achillessehne besteht aus vielen kollagenen Sehnenbündeln, wobei jedes Bündel von einer eigenen Hülle (Peritendineum internum) eingeschlossen wird. Alle einzelnen Bündel wiederum werden zusätzlich von einer äußeren Faszie (Peritendineum externum) umschlossen.

Achillodynie

Schmerzen im Bereich der Achillessehne (Achillodynie) treten gerade bei Sporlern/ speziell Läufern recht häufig auf. Leider stellt sich die Therapie von Entzündungen der Sehne selbst, oder des umgebenden Gleitgewebes, bzw. des Schleimbeutels zwischen Achillessehne und Fersenbein oft als langwierig dar. In der Vielzahl der Fälle auch deshalb, weil nur das Symptom, sprich der Schmerz behandelt wird, die Ursachen jedoch bestehen bleiben.

Mögliche Ursachen sind:

  • Supination (Wegknicken des Fußes nach außen).
  • Überpronation (Wegknicken des Fußes nach innen).
  • Bandlockerungen im Bereich des Sprunggelenkes, beispielsweise durch häufiges Umknicken.
  • Überlastete Wadenmuskulatur durch zu intensives oder umfangreiches Training, ungenügende Regeneration, wenig spezifische Dehnung, einen zu harten, oder weichen Untergrund (Sand, Matsch, Schnee, Hallenboden), falsches Schuhwerk (auch mit zu weit hochgezogener und zu harter Fersenkappe
  • mangelnde Anpassung an die Belastung nach einer Trainingspause

Bei akuten Problemen sollten also zunächst mögliche Auslöser der Beschwerden gesucht und behoben werden. Mit Hilfe eines qualifizierten Arztes und/oder Physiotherapeuten sollten relevante konservative Methoden ausgeschöpft werden, um den entzündlichen Prozess zu stoppen. Akute Zugentlastung kann ein Fersenkeil bringen, dies aber unbedingt in Kombination mit dosierter Wadendehnung und nur für wenige Tage, da sich durch den Keil die Muskulatur sonst weiter verkürzen würde.

Hinten offene Schuhe (im Winter nur indoor zu empfehlen) helfen, mechanischen Druck auf die Sehne zu vermeiden.
Antientzündliche Therapieformen, wie Ultraschall, Kälteanwendungen und Strom, entzündungshemmende Medikamente &Salben, sowie das fachgerechte Anspritzen der Sehne können einen weiteren Beitrag zur Genesung liefern.

Auch Mittels FDM-Behandlung bekommt man Achillessehnenprobleme nicht selten wieder in den Griff.
Eine Operation sollte nur nach eingehender Abwägung und konsequenter Ausschöpfung aller konservativen Möglichkeiten über mehrere Monate in Erwägung gezogen werden. Hierbei wird je nach Beschwerdebild der Schleimbeutel, verdicktes Sehnengleitgewebe oder abgestorbene Sehnenanteile entfernt.
Leider kommt es auch nach einer erfolgreichen OP nicht selten erneut zu den gleichen Beschwerden, oft, weil die Patienten in der Nachbehandlung zu ungeduldig sind und die Sehne zu früh einer zu hohen Alltags- oder Trainingsbelastung aussetzen. Und eben auch, weil die eigentlichen Auslöser (s.o.) weiter bestehen bleiben.

Achillessehnenruptur

Ein entzündlicher Überlastungsschaden, wie im obigen Abschnitt beschrieben, stellt ein Risiko für einen Achillessehnenriss dar. Die Achillessehnenruptur ist keine typische Ausdauersport-Verletzung, sondern kommt typischerweise beim Auftreten überhöhter Zugkräfte, wie beim explosiven Antritt bei Ballsportarten, bei Absprung oder Aufkommen nach einem Sprung oder auch bei Überdehnung der Wadenmuskulatur bei einem Unfall oder Treten in ein Bodenloch zum Zerreißen.

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Alter ! Mit zunehmendem Alter nimmt die Durchblutung des Sehnengewebes ab
  • Erkrankungen wie: Zuckerkrankheit, Rheuma, Gicht, Autoimmunerkrankungen
  • Andere Entzündungen und Infektionskrankheiten
  • allgemeine Durchblutungsstörungen
  • Einnahme bestimmter Medikamente wie Kortison und Zytostatika

Als typischer Kandidat für einen Riss der Achillessehne gilt Herr X, 50 Jahre, der 2 mal wöchentlich viel zu intensiv ohne jegliches Warm-up Tennis oder Hallenfußball spielt.

Ist es zu einem Riss der Sehne gekommen, was übrigens nicht zwingend mit einem lauten Knall geschehen muss, besteht bei einem (Leistungs-) Sportler fast immer die Notwendigkeit zu einer Operation! Erstaunlicherweise werden auch heute noch ca. 20% der Verletzungen nicht sofort erkannt, da die typische Dellenbildung durch die gleichzeitige Schwellung häufig übersehen wird. Ist der langsame einbeinige Zehenstand jedoch nicht mehr möglich, deutet dies auf einen Riss der Sehne hin. Ultraschall- und Kernspinuntersuchung können den Riss auch bildlich hervorragend darstellen.

Bei einer Operation werden die beiden Sehnen-Enden in verschiedenen Techniken aneinander gelegt und mechanisch stabil vernäht. Nach erfolgter Operation muss zunächst für sechs Wochen ein Unterschenkel-Gehgips getragen werden. Die weitere Behandlung nach Abnahme des Gipsverbandes besteht u.a. in Krankengymnastik unter Anleitung, eine vorübergehende Fersenerhöhung ist in manchen Fällen zu empfehlen.

Leistungssportlern erhalten anstelle des Gehgipses einen Spezialschuh mit dem schon ab der dritten Woche bestimmte Kraftübungen und Radfahren möglich sind. Nach ca. 3 Monaten kann in ein leichtes Lauftraining auf ebenem Gelände eingestiegen werden. Die volle Sportfähigkeit ist nach etwa 4 Monaten wieder hergestellt.

Da Vorbeugen immer besser als Heilen ist, sollten folgende Punkte beherzigt werden:

  • Optimierung der Schuh- und Einlagenversorgung
  • Optimierung der Trainingssteuerung und- dosierung – vor allem auf eine ausreichende Regeneration achten!
  • Gezielte Kräftigung und Dehnung insbesondere der Fuß- und Wadenmuskulatur
  • Verbesserung der rein mechanischen Eigenschaften der Sehnenfasern durch hohe Temperaturen in der Sehne (Aufwärmen!)
A – Achillessehnenverletzungen