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Sie sprießen derzeit wie das Grün im Garten: Trampoline. Dabei sind sie längst keine Sportgeräte für Auserwählte mehr. Vielmehr haben sie in fast jedem Familien-Haushalt Einzug gehalten und erfreuen gerade unseren Nachwuchs, bringen ihn in Bewegung, in Schwung. Ob nun im Garten, auf der Terrasse, ja sogar auf dem Balkon macht die Konstruktion aus Metall, Federn und Sprungtuch, nicht zu vergessen dem schützenden Netz, Klein und Groß glücklich. Denn eines ist klar und erforscht: Das Springen wirkt nicht nur auf unseren Körper anregend, auch regen Luftsprünge unseren Geist an. Doch bei allem positiven Aspekten sollte die Verletzungsgefahr nicht außer Acht gelassen werden – bestimmte Regeln sind beim Rebounding, wie das Trampolinhüpfen auch genannt wird, einzuhalten.
Für die ganze Familie
Wieder und wieder hüpft die zwölfjährige Emma in die Luft, spreizt Beine und Arme, ihre Bewegungen spiegeln sich in ihren Haaren: einmal zu Berge stehend, einmal an den Kopf angedockt. Sie juchzt und scheint unersättlich ob des Wechselspiels zwischen scheinbarer Schwerelosigkeit und der gegebenen Schwerkraft. Ihre ersten Sprünge im Alter von sechs Jahren hatte sie auf einem Minitrampolin gemacht, das im Durchmesser vier Meter messende Trampolin steht nun schon seit drei Jahren im Garten der Familie. Sie teilt es redlich mit ihrer vier Jahre älteren Schwester, ebenso ihren Eltern. Denn auch die Großen wollen immer wieder in die runde Trainingsmanege: Ihnen geht es dabei mehr ums Trimmen ihrer Fitness, ihres Körpers, um die regelmäßige Bewegung direkt vor der Haustüre; bei Emma dreht sich aber noch alles ums pure Vergnügen. Denn das Auf und Ab auf dem elastischen Tuch macht sie frei und beschwingt.
Sprunghaft gute Laune
Dass das Trampolinspringen positive Auswirkungen auf die Lebenslust und die Laune hat, unterlegt die vermehrte Ausschüttung des Glückshormons Serotonin. „Bei den Sprüngen können ideal Stresshormone abgebaut werden, schlechte Gedanken verpuffen sprichwörtlich, das Geschaffte macht glücklich“, bestätigt Sportmedizinerin Heide-Maria Jäger von der Gemeinschaftspraxis Sportmedizin Bodensee in Hörbranz. Gleichzeitig bedeutet die Ärztin die Bedeutung des Reboundings für Koordination und Gleichgewicht. „Durch das schnelle Reagieren können die Sinne geschult werden. Dies hilft uns im Alltag, kleinere Hoppalas besser zu bewältigen.“ So etwa verbessert sich die Reaktionsfähigkeit bei Stolperern und Co.
Starke Sprünge
Ob nun locker gesprungen wird oder schon bewusst Übungen, die Arme und Beine miteinschließen, hängt von der Fitness ab. Fest steht, dass schon beim lockeren Hüpfen auf dem Trampolin der Körper durch den schnellen Wechsel und die abwechselnde Be- und Entlastung gekräftigt, das Herz-Kreislauf-System in Schwung gebracht wird. „Wer täglich für etwa 10 Minuten kleine Sprünge macht, kann nach einer bestimmten Zeit große Sprünge für seine Fitness erwarten“, macht die Sportmedizinerin auf die Effektivität des Trainingsgeräts und eine langsame Steigerung des Trainings aufmerksam. Denn wer beispielsweise abwechselnd seine Knie beim Sprung hochzieht, den Hampelmann macht (Beine und Arme im Wechsel schließen und öffnen) oder etwa Gewichte (Hanteln, Pet-Flaschen) in die Hand nimmt, tut Gutes für seine Muskulatur in Beinen, Armen, Gesäß, Schultern, aber vor allem auch für seine Ausdauer. Positive Auswirkungen machen sich dann beim Laufen, Wandern oder Schwimmen bemerkbar. Man kommt nicht so schnell außer Puste, hält länger durch und meistert auch so manche Hürde spielerischer.
Gelenkschonend
Und entgegen der Vermutung, dass das Hüpfen für Gelenke und Knochen negative Folgen haben könnte, bewirkt die abgefederte Bewegung, dass Knorpel, Bänder und Sehnen verstärkt mit Nährstoffen versorgt, der Knochen auf- anstelle von abgebaut wird. „Das ist auf den Kompressionsreiz zurückzuführen, der sich wiederum positiv auf die Bildung von Gelenksflüssigkeit auswirkt“, weiß die Medizinerin. Dabei führt sie einen weiteren Aspekt ins Trampolin-Rennen: „Mit den Auf- und Abwärtsbewegungen wird das Bindegewebe gestärkt, auch die Darmmuskulatur aktiviert und die Muskulatur im Bereich des Beckenbodens gefestigt – also gute Nachrichten für alle Frauen.“
Vorsicht geboten
Während das Trampolinhüpfen also für die ganze Familie geeignet ist, sollten bestimmte Verhaltensregeln von vornherein definiert werden: Zuallererst ist es wichtig, den kleinen Hüpfern spezielle Kleinkindgeräte zur Verfügung zu stellen. Erst ab einem Alter von etwa 7 Jahren, je nach Entwicklungsstand, wird der Spielraum und somit die Bewegungsfreiheit größer. In Sachen Hardware sind die entsprechende Abdeckung der Spiralfedern sowie das schützende Netz rund ums Trainingsgerät ein absolutes Muss. In Sachen Verhaltenscodex ist eindeutig definiert: Es ist immer nur ein Springer auf dem Trampolin – auf keinen Fall kleinere und größere zusammen. Die besten Sprünge gelingen in der Mitte des Tuchs, idealerweise barfuß oder mit Socken, niemals mit Schuhen. Auch Spielsachen oder Bälle gehören nicht aufs Sprungtuch – sie erhöhen die Unfallgefahr enorm. Und zu guter Letzt sollte bei den kleinen und großen Sprüngen auf das Essen tunlichst verzichtet werden. Manch‘ einer musste das Kauen auf dem Trampolin mit schmerzhaften Verletzungen der Zunge büßen.
Fazit: Das Trampolin ist bei Jung und Alt, bei Profi- und Hobbysportler als Spaß-, Trainings- und Therapiegerät beliebt. Ein Trend der einen abgestimmten Verhaltenscodex und Disziplin erfordert.
Verhaltungscodes für den Trampolinspaß bei Kindern
Kinder langsam an das Trampolinspringen heranführen – auf großen Gartengeräten frühestens ab dem 7. Lebensjahr. Je leichter die Kinder sind, desto stärker wirken die Sprungkräfte.
Der Eingang sollte immer geschlossen werden.
Am Anfang Kinder nie unbeaufsichtigt auf das Trampolin lassen.
Immer alleine springen – natürlich gehören auch kein Erwachsener mit dazu. Zusammenstöße sind das größte Verletzungsrisiko beim Springen.
Saltos sind ein No-go. Sie sind eine sehr häufige Verletzungsursache, gerade der Wirbelsäule.
Möglichst in der Mitte springen – hier ist der sicherste Bereich.
Kein Essen auf dem Trampolin – beim Springen kann man in die Zunge beißen und sich dabei verletzen. Natürlich auch kein Trinken. Denn Gläser und Flaschen haben hier nichts zu suchen.
Kein Spielzeug und andere Gegenstände mitnehmen, auch keine Bälle, das Verletzungsrisiko ist zu groß.
Erschienen im Journal „Fit&Gesund“ / Autorin Heidemarie Netzer